Foto: Leonhard Steinacker – Pflanzung des Buchen-Douglasien-Mischbestandes

Ebersberger Park: Pflanzung des Buchen-Douglasien-Mischbestandes unter Fichtenschirm.

Foto: Leonhard Steinacker

Nachhaltigkeit und Neuausrichtung

des langfristigen, ertragskundlichen Versuchswesens in Bayern (W046)

Projektbeschreibung

Hintergrund

Die Begründung, Pflege und Bewirtschaftung von Mischbeständen erlebt gegenwärtig eine Konjunktur. Auf großer Fläche werden derzeit in Bayern Reinbestände aus Nadelbaumarten mit Mischbaumarten unterbaut bzw. nach Schadereignissen Mischbestände begründet. Viele Pflegekonzepte rücken die Entwicklung und den langfristigen Erhalt von Mischbeständen in den Vordergrund. Diese Bestrebungen fußen auf der Erkenntnis, dass Mischbestände der Multifunktionalität der Wälder besser gerecht werden als Reinbestände. Viele Studien zeigen, dass Mischbestände biotische und abiotische Risiken besser abpuffern können als Reinbestände und dadurch eine höhere Betriebssicherheit garantieren. Der Klimawandel bringt in diesem Zusammenhang viele Unbekannte mit sich. Während eine Zunahme trockener Sommer weithin als wahrscheinlich angesehen werden, ist über Auswirkungen des Klimawandels auf die Populationsdynamik und Virulenz von bekannten und insbesondere potenziellen neuen Schaderregern noch wenig bekannt. In dieser Hinsicht dienen Mischbestände auch als Zukunftsvorsorge.

Zielsetzung

Das Projekt hat zum Ziel, eine Grundlage für eine intensive, ertragskundliche Mischbestandsforschung in Bayern zu schaffen. Das langfristige ertragskundliche Versuchswesen in Bayern wird deshalb um neu zu begründende Mischbestandsversuchsflächen erweitert werden. Diese bestehen jeweils aus Rein- und Mischbestandsparzellen mit unterschiedlichen Anteilen der zwei beteiligten Arten. Langfristig sollen die Flächen dazu dienen, Interaktionen zwischen Baumarten mit Blick auf produktionsökologische Fragestellungen (Ressourcennutzung, Zuwachsdynamik, Stabilität, Qualitätsentwicklung) zu erforschen. Gleichzeitig sollen aus den Versuchsflächen Kenntnisse zur Bewirtschaftung und waldbaulichen Behandlung von Mischwäldern gewonnen werden. Die Flächen können langfristig auch für Forschungszwecke anderer Disziplinen genutzt werden, sie dienen drüber hinaus als Trainings- und Demonstrationsflächen.

Das Projekt fokussiert auf die Neuanlage und dauerhafte Einrichtung von Mischbestandsversuchen als Erweiterung des bestehenden ertragskundlichen Versuchswesens in Bayern. Im Vordergrund stehen Zwei-Arten-Mischbestände aus Buche (Fagus sylvatica L.) und verschiedenen heimischen und nicht heimischen Laub- und Nadelbaumarten. Das Versuchskonzept umfasst einen mehrfaktoriellen Versuchsaufbau.

  1. Um mögliche Effekte von Standortsbedingungen auf die Wuchsdynamik von Mischbeständen zu erfassen, werden Baumartenkombinationen an verschiedenen Standorten wiederholt.

  2. Pro Versuchsstandort werden zwei bis vier Baumartenkombinationen angelegt.

  3. Innerhalb der einzelnen Baumartenkombinationen wird die Mischungsintensität variiert. Die Mischungsanteile pro Baumart werden in den Abstufungen 100%, 75%, 50%, 25% und 0% eingestellt.

  4. Für jede Baumarten- und Mischungsintensitätskombination pro Standort werden insgesamt drei Bestandsdichtestufen angelegt. Eine davon bleibt als Referenzfläche im weiteren Versuchsverlauf unbehandelt.

Versuchsanlagen werden an vier verschiedenen Standorten in Bayern angelegt (Ebersberger Forst, Region Sachsenried, Haßberge, Selber Bucht). Vorgesehen sind Mischungen aus Buche mit Fichte, Tanne, Douglasie und Eiche.

Konzeption der Mischbestandsversuchsflächen

In Mischbeständen nehmen neben intraspezifischen auch interspezifische Interaktionen Einfluss auf die Zuwachsdynamik von Einzelbäumen und Beständen. Die Interaktion kann sich dabei auf die Produktivität, die Qualitätsentwicklung und Strukturentfaltung auswirken. In Bezug auf die Ressourcennutzung spielen zunächst Fazilitationswirkungen eine Rolle. Die Stress-Gradienten-Hypothese folgt der Annahme, dass unter ungünstigen Wuchsbedingungen Effekte der gegenseitigen Begünstigung (z.B. Schutz vor Frost, Verbesserung der Humusauflage besonders stark ausgeprägt sind. Je besser die Wuchsbedingungen sind desto stärker kommt die Konkurrenz um Ressourcen zum Tragen und überwiegt die positiven Wirkungen der Fazilitation. Dieser Gradient findet seine stärkste Ausprägung, wenn die gemischten Baumarten ähnliche Eigenschaften, also geringe Nischenkomplementarität aufweisen. Versuchsanlagen zu Mischbeständen, die auch die Kausalität von Mischungseffekten im Fokus haben, müssen in ihrer Konzeption die Analyse von Bestandsdichteeffekten sowie von intra- und interspezifischen Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Arten erlauben. Grundsätzlich müssen dabei sowohl Reinbestandsparzellen sowie Mischbestandsparzellen mit unterschiedlichen Mischungsanteilen der jeweiligen Baumarten angelegt werden.

Grunddesign (Versuchseinheit) für die Versuchsanordnung der Mischbestandsversuche bestehend aus drei Grundeinheiten:

Grafik: TUM – Grunddesign für die Versuchsanordnung: Plenterwald aus Fichten, Tannen und Buchen

Von links nach rechts variiert die Mischungsintensität, von oben nach unten die Bestandsdichte. Die farbigen Kästchen repräsentieren Pflanzeinheiten, die jeweils nur eine Baumart umfassen (Beispiel hier: rot = Fichte, grün = Buche).

Vorbereitung der Pflanzen für den Mischbestandsversuch.
Foto: Leonhard Steinacker – Vorbereitung der Pflanzen
Begrenzung einer Pflanzeinheit.
Foto: Leonhard Steinacker – Begrenzung einer Pflanzeinheit
Pflanzung vach vorgeschriebenen Pflanzverbänden.
Foto: Leonhard Steinacker – Pflanzung vach vorgeschriebenen Pflanzverbänden
Eine Douglasien-Pflanzeinheit ist bereits erkennbar.
Foto: Leonhard Steinacker – Douglasien-Pflanzeinheit

Grafik: TUM, Fotos: Leonhard Steinacker

Projektstart

  • 13.11.2017

Laufzeit

  • 6 Jahre

Bearbeiter

Koordination

Projektpartner

Förderung


Bayerische Staatsforsten AöR – baysf.de
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) / Abteilung Boden und Klima – lwf.bayern.de
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) / Bayerisches Amt für Waldgenetik (AWG) – ehem. Bayerisches Amt für forstliche Saat und Pflanzenzucht (ASP) – awg.bayern.de

Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) – stmelf.bayern.de