Stadtbäume in München Foto: TUM – München - Allee im Hofgarten Karte: TUM – München - Bioklimatische Situation Foto: Kwan Fung – München - Blick auf den Marienplatz

Stadtbäume in München.

Fotos: TUM (li.), Kwan Fung (r.u.); Karte: TUM

Leistungen von Stadtgrün an

öffentlichen Plätzen in München

Projektbeschreibung

Ausgangspunkt und Fragestellung

Öffentliche Plätze sind ein zentrales Gestaltungselement des Stadtbildes und von großer Bedeutung für die Lebensqualität in der Stadt. Ihre Ausprägung bezüglich Versiegelungsgrad, Gebäude- und Infrastruktur sowie hinsichtlich der Vegetation kann dabei stark variieren. Häufig stellen öffentliche Plätze stark frequentierte Orte im Stadtzentrum dar und haben aufgrund ihrer vielfältigen Strukturen eine oft sehr unterschiedliche Wirkung auf das individuelle und thermische Wohlbefinden des Menschen. Im Kontext der urbanen Wärmeinsel und den Auswirkungen des Klimawandels ist die Gestaltung von öffentlichen Freiräumen eine zentrale Fragestellung der Stadtplanung. Insbesondere öffentliche Plätze sollten für den Menschen attraktiv gestaltet werden und darüber hinaus das thermische Wohlbefinden des Menschen fördern. Hierbei kann Stadtgrün einen wesentlichen Beitrag leisten, durch die Erbringung sog. Ökosystemdienstleistungen wie Beschattung, Abkühlungswirkung, Luftbefeuchtung, Windminderung, Erhöhung der Biodiversität und Ästhetik.

An diesen Schnittstellen der Grünraumplanung und Forschung setzt das Projekt „Leistungen von Stadtgrün an öffentlichen Plätzen in München“ an. Das Projekt wird an ausgewählten Plätzen in München das vorhandene Stadtgrün aufgenommen und dessen Ökosystemleistungen quantifiziert. Dabei werden mit zwei verschiedenen Modellansätzen zum einen die regulativen Leistungen durch Kohlenstoffbindung, Abkühlungswirkung und Beschattung berechnet (prozess-orientiertes Wachstumsmodell CityTree, siehe Projekt „City Trees II“), zum anderen der Einfluss der Vegetation auf das thermische Wohlbefinden des Menschen in hoher zeitlicher Auflösung untersucht (hochaufgelöstes Klimamodel ENVI-met, siehe Projekt „Klimaschutz und Grüne Infrastrukturen in der Stadt“). Darüber hinaus werden an ausgewählten Tagen (Hitzetage, kühle Tage) die Leistungen der Vegetation exemplarisch erhoben ebenso wie verschiedene Gestaltungszenarien für die Stadtplatzgestaltung im Hinblick auf den Klimawandel getestet. Mit diesen Ansätzen können Empfehlungen für eine zukünftige nachhaltige und leistungsfähige Gestaltung von Bebauung und Stadtgrün an öffentlichen Plätzen gegeben werden.


Ziele

Die Planung und Gestaltung von öffentlichen Plätzen, insbesondere des städtischen Grüns, orientiert sich bisher weniger an den zu erwartenden Leistungen des Grüns, sondern an ästhetischen Grundlagen. Jedoch stellt uns der Klimawandel vor immer größere Probleme, der thermische Komfort des Menschen ist an stark versiegelten, mit hoher Bebauung umgebenden und stark frequentierten Plätzen oft mangelhaft und kann zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Klimaszenarien prognostizieren eine Verschlechterung der Lebensqualität in Städten aufgrund von mehr Hitzetagen und Wärmeperioden sowie veränderte Niederschlagsmuster. Eine Veränderung der Gestaltung von öffentlichen Plätzen hinsichtlich höherem thermischen Komfort ist deshalb für eine klimaangepasste Stadt der Zukunft notwendig. In dem interdisziplinären Projekt sollen die Leistungen von vorhandenem Stadtgrün an ausgewählten Plätzen in München für aktuelle Klimaparameter erhoben werden und die Wirkung auf das thermische Wohlbefinden des Menschen dargestellt werden. Darüber hinaus können mit Klimamodellen und verschiedenen Gestaltungszenarien zukünftige Möglichkeiten der Gestaltung von öffentlichen Plätzen im Hinblick auf Klimaanpassung aufgezeigt werden. Diese Erkenntnisse werden sowohl im Kontext der Ökosystemdienstleistungen der Vegetation, des thermischen Wohlbefindens der Menschen als auch der Ästhetik der Plätze bewertet.

Mit zwei Modellierungsansätzen werden in diesem Vorhaben einerseits die Leistungen von grünen Infrastrukturen unter derzeitigen Klimaverhältnissen und Bebauungsstrukturen (insbesondere Versiegelungsgrad) ermittelt, ebenso die Auswirkungen von Veränderungen hinsichtlich Klima und Platzstrukturen simuliert. In einem weiteren Modellierungsansatz wird getestet, wie sich verschiedene Gestaltungsszenarien auf den thermischen Komfort des Menschen an den Plätzen auswirken, um Erkenntnisse für zukünftige Raumgestaltung zu gewinnen. Diese Erkenntnisse werden an ausgewählten Tagen (Hitzetage, Kältetage, bedeckte Tage) und für verschiedene Plätze sowie grüne Infrastrukturen getestet. Abschließend werden die Ergebnisse mit den Forschungsergebnissen des Vorhabens 100Places:M verschnitten, um ebenso das Verhalten und das Empfinden des Menschen zu berücksichtigen.


Aufbauend auf den formulierten Wissenslücken will das Projekt folgende Fragestellungen beantworten:

  • F1: Welchen Beitrag leistet das Grün (Bäume, Sträucher, Grasflächen) eines öffentlichen Platzes in München für die Abkühlung der Lufttemperatur, die Verringerung des Regenwasserabflusses und die Kohlenstoffspeicherung in Abhängigkeit von den Pflanzgruppen (Bäume – Sträucher, dicht belaubt – lückig belaubt, junge Bäume – alte Bäume)?
  • F2: Wie verändern sich die Umweltleistungen des Grüns (Bäume, Sträucher, Grasflächen) eines öffentlichen Platzes in München unter veränderten Klimabedingungen (Erwärmung, veränderte Niederschlagsmuster)?
  • F3: Wie können die ausgewählten Plätze an den Klimawandel angepasst werden (Abkühlung durch Transpiration, Minimierung Abflussmenge, Maximierung Kohlenstoffspeicherung), z. B. durch Veränderung der Baumarten, Pflanzdichten, etc.?
  • F4: Wie sind die klimatischen Bedingungen an ausgewählten Plätzen an einzelnen Tagen? Können Optimierungen des Standortklimas anhand der Vegetation (Bäume, Sträucher, Grasflächen) erfolgen?


Methodik

Sämtliche Untersuchungen zur Beantwortung der Fragestellungen werden an ausgewählten Plätzen des ZSK-Teilprojekts 4 „100Places:M“ in München durchgeführt. Aus der Gesamtzahl der Plätze werden bis zu 20 Plätze ausgewählt, die in Bezug auf Lage im Stadtgebiet, Platzgeometrie und –nutzung sowie Bepflanzung als repräsentativ für unterschiedliche Platztypen gelten können. Die Auswahl erfolgt anhand der in 100Places:M erstellten Datenbank zu den Münchner Stadtplätzen in enger Abstimmung mit den Bearbeitern des ZSK-Teilprojekts 4. Zeit-intensive Untersuchungen wie die Modellierung der Plätze mit ENVI-met werden voraussichtlich an einem Teilkollektiv der ausgewählten Plätze durchgeführt (bis zu 10 Plätze), welche ebenfalls repräsentativ bezüglich ihrer Ausstattung, Form und Lage für München sind.

Links

Laufzeit

  • 01.12.2019 - 30.11.2022

Bearbeiter

Projektpartner

Förderung


Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) – stmuv.bayern.de